Sonntag, 19. September 2021

 

19. September 2021 

Nicht nur die Distanz macht den Unterschied von Europa zu Afrika, auch die Probleme könnten oft nicht unterschiedlicher sein und allzu oft stehen wir denselben machtlos gegenüber. So blieb Amaria nach der morgendlichen Begrüssung noch etwa unschlüssig stehen, so dass ich sie nach ihrem Anliegen fragte. Ich wusste von früher, dass ihr Mann oft tagelang wegblieb und wenn er wieder mal nach Hause kam, sie und die Kinder malträtierte. Dies sei jetzt nicht mehr das Problem meinte sie, denn er sei jetzt endgültig zur Nachbarin gezogen, mit welcher er auch Kinder habe. Auf eine Unterstützung von ihm habe sie schon früher nicht zählen können und ihr geringes Einkommen reiche gerade fürs Essen. Dabei wünsche sie sich doch endlich eine Toilette im Haus. Obwohl ich die Antwort bereits kannte, fragte ich sie, wie sie es denn bis jetzt gehandhabt hätten. Ja, sie gehen halt jeweils in das Gestrüpp hinter dem Hause, doch in der Nacht fürchte sie sich sehr. Zudem sei die Moskitosplage während der Regenzeit deswegen viel grösser. Ich fragte weiter, ob sie denn im Haus selbst einen kleinen Raum dafür hätte, was sie bejahte. Ich zeigte ihr anschliessend auf, dass die Beschaffung einer WC-Schüssel, was ich gut übernehmen könnte, das kleinere Problem sei. Vorerst aber müsste sie hinter dem Haus eine Sickergrube ausheben lassen und entsprechende Leitungen von der Toilette in diese Grube installieren. Da ist guter Rat teuer! Eine kleine Anmerkung zu den Sickergruben: diese 2 oder 3 Kammer-Gruben (Schächte) sind das gängige Abwassersystem in Angola. Eine Institution wie z.B. ARA und entsprechender Infrastruktur kennt man glaub im ganzen Land nicht. Es kann deshalb auch problematisch werden bei Wasserbohrungen in dicht besiedelten Gebieten, dass die Sonde nicht zu nah an einem Abwasserschacht liegt.

Es war übrigens auch Fernando, der Sohn von Amaria, der mich einmal um ein Frottiertuch bat, damit er sich nach dem Waschen nicht immer an der Luft trocknen lassen müsse, bis er in die Kleider schlüpfen könne.  

Seit Freitag sind wir nun wieder mit 7 Mann in Tchinjenje. Um jedoch die Arbeiten nach 1 1/2 –jährigem Unterbruch wieder fortsetzen zu können, bedarf es vorerst vielerorts einer Putzaktion, um all die Vogel- und Wespennester sowie die vielen Spinnengewebe und den angesammelten Staub zu entfernen. Ansonsten aber haben wir uns bereits wieder gut eingelebt und die tägliche Dusche mit dem Wassereimer ist schon wieder Gewohnheit, zum Glück allerdings ist das Wasser hier nicht so kalt wie in Lubango. Da die hiesige Köchin das übliche Mittagessen mit Mais und Bohnen für die Arbeiter übernimmt, kann ich auch  vermehrt andere Arbeiten übernehmen. Gestern Abend hat es hier erstmals geregnet, was von der Bevölkerung sicher mit Freude quittiert worden ist. Dabei ist aber auch die Temperatur etwas gesunken, was eine Boa dazu bewogen hat, sich unter dem kleinen Generator zusammenzurollen, welcher noch etwas Restwärme ausstrahlte. Beim Frühstück haben zwei Arbeiter erzählt, dass sie diese Schlange gesichtet hätten und die Mannschaft beschloss nach dem Essen das Tier zu erledigen. In der Zwischenzeit hatten jedoch die Internatsknaben diese Arbeit bereits mit Stolz erledigt. Ich stelle mir bei solchen Aktionen jeweils Schüler in der Schweiz vor!             

 



 


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