27. März 2022
Seit gut 2 Stunden sind wir wieder in Mapunda und haben bereits eine ausgiebige Dusche genossen. Nicht, dass man sich nicht auch an einfachere Bedingungen gewöhnen kann, doch geniessen wir eben aufgrund unserer Gewohnheiten auch den Luxus einer warmen Dusche. Woran ich mich jedoch kaum gewöhnen kann in Tchinjenje ist die Rückständigkeit vieler Menschen in der Gegend und wahrscheinlich auch sonst noch vielerorts im Landesinnern. Freilich wissen wir auch, dass Fortschritt nicht nur Positives mit sich bringt. Und Einfachheit in Ehren, wenn jedoch wiederholt eine schwangere Frau mit einem Kleinkind auf dem Rücken, barfuss und bekleidet mit einem zerschlissenen T-Shirt und einem um die Hüfte gewickelten Tuch auf die Station kommt um Medikamente für das Kleine zu bitten, habe ich Mühe, die Situation als gegeben hinzunehmen. Und dabei handelt es sich eben nicht um einen Ausnahmefall, Die nächste Frau kommt gleich mit 5 nicht schulpflichtigen Kindern im Schlepptau, eines erbärmlicher bekleidet als das andere oder die beiden Kleinen, die mit ihrer grösseren Schwester erscheinen, beide die Arme unter dem schmutzigen, zerlöcherten T-Shirt verborgen, um sich ein wenig vor Regen und Kälte zu schützen. Mein Gott, fragte ich vergangene Woche öfters bei solchen Situationen, was ist das für ein Leben! Ist es tatsächlich möglich, dass diese Menschen vor allem auch die betroffenen Frauen keine Perspektive sehen, aus dieser Situation auszubrechen? Sofern ich noch Medikamente vorrätig hatte, konnte ich wenigstens diesbezüglich die Not etwas lindern. Den Kleinen konnte ich oft mit einem Brötchen ein Strahlen ins Gesicht zaubern, weshalb ich in letzter Zeit auch täglich etwas über den Eigenbedarf Brötchen gebacken habe.
Im Übrigen sind die Arbeiten an den verschiedenen Baustellen auf der Missionsstation Kamela (Tchinjenje) recht zügig fortgeschritten, wenn wir auch das gesteckte Ziel nicht erreicht haben, vor allem weil uns auch ein Arbeiter mit guten Kenntnissen in Elektro- und Sanitärarbeiten fehlte. Doch konnten wir das renovierte Internat den Knaben übergeben, was sie mit grossen Stolz erfüllte. Nach einem Monat ohne Unterbruch schätzten es die Arbeiter auch (und wir mit ihnen) wieder einmal nach Hause zu fahren. Zudem sind auch hier noch einige Arbeiten zu erledigen, bis am Freitag unser Besuch aus der Schweiz eintrifft. Marianne war die Frau von unserem damaligen Assistenzarzt Martin in Tchinjenje, der leider damals innert weniger Tage an der Folge einer schweren Krankheit verstorben ist. Marianne war zu diesem Zeitpunkt mit ihrem ersten Kind Andrea schwanger, welche nun zusammen mit ihrer Mutter gerne den Ort kennen lernen möchte wo ihr Vater gearbeitet hat. So werden wir nächstens nochmals nach Tchinjenje fahren. Wir freuen uns, ihnen auch sonst noch einige Eindrücke von Land und Leuten zu vermitteln.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Hinweis: Nur ein Mitglied dieses Blogs kann Kommentare posten.