Sonntag, 14. August 2022

 

14. August 2022

Die erste Woche seit der Ankunft in Mapunda war ausgefüllt mit verschiedenen Arbeiten, die anstanden sowie auch der Vorbereitung für die Fortsetzung unserer Arbeit in Tchinjenje. Und wiederum wurden wir auch in verschiedenen Belangen konfrontiert mit der Situation des Landes und seinen Menschen.

 

Im Vordergrund stand natürlich das Wahlfieber. Die verschiedenen Parteien befinden sich im Endspurt ihrer Werbekampagnen, allen voran die Regierungspartei. Die entsprechende Beflaggung überflügelt die Fahnenpracht der Schweiz anlässlich des 1. Augusts um das Vielfache. Auch werden überall die letzten Parteianlässe veranstaltet. So trat gestern der Staatspräsident persönlich in unserer Stadt Lubango auf, um für seine Regierungspartei zu werben. Von überall her brachten Gratisbusse Menschen zum Event, praktisch alle rot/schwarz gekleidet, den Farben der Regierungsbanner, wofür vorgängig Abertausende von entsprechen farbigen T-Shirts und Tüchern wie auch Mützen und Fähnchen verteilt wurden. Da hotl sich halt manch Mittelloser ein entsprechendes T-Shirt, eine Mütze oder ein Tuch und schwenkt dann enthusiastisch sein Fähnchen, um dem Präsidenten zuzujubeln. Freilich gibt es auch Stimmen, die dieses Übermass an Werbung kritisierten, da sich das dafür ausgegebene Geld doch eigentlich um Volksgut handelt, das sinnvoller hätte eingesetzt werden können.

 

Ein weiterer Aspekt, der uns wiederum die Situation eines Grossteils der Bevölkerung vor Augen geführt hat, ist der Beginn des neuen Schuljahres im September, wofür jedes Kind neu eingeschrieben werden muss (also auch Klassenwechsel). Viele müssen sich die Einschreibgebühr vom Mund absparen. So hatten wir viele diesbezügliche Bittgesuche. Hinzu häuften sich die Gebühren für die Schulgelder für diejenigen, denen wir eine weitere Ausbildung nach der 9. Klasse ermöglichen, was für uns aber doch auch Priorität hat, denn Bildung ist Voraussetzung für jeglichen Fortschritt in der Gesellschaft, was besonders auch im Bereich von Schule und medizinischer Versorgung bitter nötig ist.

 

Zwei kleine Beispiele mögen die Lage betr. Schule und medizinischer Versorgung veranschaulichen:

Kürzlich besuchte P. Tarcisio einen Bekannten in einem abgelegenen Dorf in den Bergen. Die Menschen daselbst sind Selbstversorger, so dass sie nicht an Hunger darben, sofern sie nicht von einer Dürre heimgesucht werden wie 2020. Jedoch befindet sich in der weiten Umgebung kein Gesundheitsposten und die Kinder haben keine Möglichkeit zum Schulbesuch.

Das zweite Beispiel zeigt die oft auch prekäre Situation in den Städten trotz vorhandenem Spital. So berichtet José, dass am Eingang des Hospital Central, dem staatlichen Spital der Stadt Lubango ein Plakat angebracht sei mit der Information, dass Konsultationen, Laboranalysen und Medikamente für alle Patienten gratis seien. Realität ist, dass du anschliessend an die Konsultation ein Rezept in die Hand bekommst, wie bei José der Fall, um in der Apotheke eine Spritze und das nötige Medikament zu kaufen, mit welchen du dann wiederum zum Spital gehst, wo dir das Medikament injiziert wird.

 

Nach den Wahlen am 24. August soll laut den Versprechungen der Parteien alles besser werden, was aber doch viele aus Erfahrung von tausend nicht eingehaltenen Versprechen bezweifeln.

 

 

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