Sonntag, 21. August 2022

 

21. August 2022

Am Montag in der Früh sind wir wieder nach Tchinjenje aufgebrochen, wo wir bereits am Mittag eintrafen dank eines frisch reparierten Strassenabschnittes. Auch wenn die Arbeit hier als ein nie zu Ende gehendes Werk erscheint, gibt es dank unserer gut funktionierenden Equipe doch täglich sehenswerte Fortschritte. Dabei gilt es doch auch zu bedenken, dass alles mühsame Handarbeit bedeutet und manchmal muss ich auch staunen über die handwerkliche Geschicklichkeit, so wie bei unserem Schreiner, wenn ich an die wunderschön gearbeitete Holztüre am Eingang des Sanitätspostens denke. Willi funktioniert wegen seiner Schulteroperation vorerst vor allem noch als Supervisor und Organisator und Chauffeur bei der Beschaffung und Bereitstellung der nötigen Materialien, doch auch so hat er alle Hände voll zu tun. Ich engagiere mich dort, wo ich gerade gebraucht werde, zurzeit nebst dem Küchendienst für unsere 10-köpfige Belegschaft vor allem im Montieren von Leitungskanälen und Abzweigdosen (was man doch im Alter noch alles lernen kann!!)

Auch bei den Nachbarskindern an der Strasse zur Missionsstation hat es sich herumgesprochen, dass Willi wieder im Land ist. So kommen sie scharenweise zur Strasse gerannt, wenn sie hören, dass der Landcruiser die Station verlässt, um für eine kleine Süssigkeit anzustehen. So erfreulich es ist, wenn Kinder sich noch an solch Kleinigkeiten erfreuen können, so wenig freudig sind für die meisten von ihnen wohl ihre Zukunftsperspektiven. Die Armut eines Grossteils der Bevölkerung zeigt sich nebst den Elendsvierteln der Städte vor allem auch auf dem Land in ihrer krassen Form (fehlende oder mindestens mangelhafte medizinische Versorgung und schlechte bis fehlende Schulbildung). Der einzige Reichtum besteht hier leider oft in der grossen Kinderzahl.

Gestern wurde in den offiziellen Nachrichten einem speziellen Ereignis ein grosser Platz eingeräumt. Die Übertragung zeigte den Autokorso, in welchem der ehemalige Präsident Santos, welcher Ende Juni in Barcelona verstorben ist, vom Flughafen zum Regierungsgebäude gebracht wurde. Die Verzögerung der Rückführung des ehemaligen angolanischen Präsidenten, der während 38 Jahren das Land regierte, gründet auf einem Familienstreit. Die Töchter, die sich wegen Korruption und massiver Vermögensverschiebung ins Ausland vor der angolanischen Justiz verantworten müssen und sich selbst schon längst ins Ausland abgesetzt haben, wollten eine Beerdigung ihres Vaters in Angola verhindern. Doch seine zwar von ihm getrennt lebende, aber nicht geschiedene Ehefrau hat die Überführung nun durchgesetzt. Die Beerdigung findet am 28. August statt. Wahrscheinlich wurde das Datum so angesetzt, dass die für den 24. August angesetzten Wahlen kurz davor noch stattfinden können, das Ergebnis jedoch erst nach der Beisetzung veröffentlich werden wird, damit es wegen Wahlfälschung nicht zu wohl vorprogrammierten Konflikten kommt bevor der ehemalige Präsident in der Erde ruht, was einer Respektlosigkeit gleichkäme.

Frauen auf dem Weg zur Missionsstation, wo sie über Nacht bleiben, Holz und Kochgeschirr mit dabei, Kind auf dem Rücken
                    
José beim Einbau der Türe zu Sanitätsposten


 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Hinweis: Nur ein Mitglied dieses Blogs kann Kommentare posten.