Sonntag, 11. September 2022

 

Sonntag, 11. September 2022

Wieder ist eine arbeitsreiche Woche im Nu vergangen. Wir sind ein schönes Stück weiter gekommen und auch unser Gast Michael hat sich echt ins Zeug gelegt. Unsere Arbeiter schätzen ihn sehr und haben oft auch Spass mit ihm, wenn auch oder vielleicht gerade deswegen, viel mit Gestik verständlich gemacht werden muss. Aber noch bleibt viel zu tun. Was uns, d.h. vor allem Willi viel Zeit raubt, ist die Beschaffung von fehlendem Material, ist die nächst grössere Ortschaft doch gut 60 km entfernt und Huambo (ehemals Nova Lisboa) über 100 km. Am Mittwoch konnten wir daselbst doch einiges Mobiliar für den Sanitätsposten erstehen. Gestern konnte dies dann mit einem dafür organisierten Transportauto abgeholt werden, was freilich wiederum mehr als einen halben Tag in Anspruch nahm. So vergeht die Zeit im Nu.

Was unseren Zeitplan oft auch etwas über den Haufen wirft, sind die nicht optimalen zeitlichen Arbeitsabläufe infolge des grossen Unterbruchs während Corona. Nach Plan hätten die Bauarbeiter ihre Arbeiten mehr oder weniger abgeschlossen, bevor die Maler ihre Arbeiten aufgenommen hätten, ebenso wären die Sanitärarbeiten grösstenteils beendet gewesen, bevor die Maler ihre Tätigkeiten aufgenommen hätten. Unter dem jetzigen Zeitdruck arbeiten alle miteinander, was vor allem für die Maler nicht optimal ist und mich oft etwas herausfordert, um einigermassen in den verschiedenen Räumen die nötigen Reinigungsarbeiten zu bewältigen. Doch ansonsten ist die Zusammenarbeit unserer Equipe wirklich gut und ich habe mir sagen lassen, dass auch in der Schweiz die Maurer den «Putz» gerne anderen überlassen. 

Seit dieser Woche habe ich auch eine Hilfskraft organisiert. Es ist eine aufgeweckte junge Frau, Mutter von 3 Kindern. Die 14-monaitige Adelaide nimmt sie, wie alle afrikanischen Mütter, mit zur Arbeit. Die andern werden von Tante und Schwiegermutter betreut. Sie hat mir erzählt, dass sie das erste Kind mit 15 bekommen habe, was hier noch oft vorkommt. Zur Zeit holt sie noch die verpasste Schule nach und besucht nun nach den Ferien die 11. Klasse. Dafür muss sie täglich den Fussweg von ca. 10 km nach der Siedlung Tchinjenje unter die Füsse nahmen! Eigentlich, meinte sie, würde sie lieber ein Lehrjahr mit mir verbringen, da könnte sie mehr profitieren. 

Diese Woche wurde auf der Station eine Hochzeit gefeiert, ganz im traditionellen Stil. Am Donnerstagmorgen in der Früh fand die Zeremonie in der Kirche statt. Alsdann gingen Braut und Bräutigam mit ihren Angehörigen zurück in ihre Dörfer, um alles Nötige (Essen, Bier etc) für das Fest zuzubereiten, was dann ins Dorf der Frau gebracht wurde. Am Freitag wurde die Frau dann unter Geleit ins Dorf des Bräutigams geführt, welchem sie daselbst übergeben wurde. Anschliessend machten sich die beiden auf den Weg zum Dorf der Frau, wo das Fest mit Tanz und Musik bis zum Samstagmorgen stattfand. Dieses Zeremoniell findet auch statt, wenn die beiden oder auch nur die Frau schon Kinder haben. So findet nächstens eine weitere Hochzeit statt; der Bräutigam aus der Gegend arbeitet zurzeit als Hilfsarbeiter bei uns. Er zählt 21, die Frau 19 Jahre; die beiden haben bereits 2 Kinder. Die Beispiele möchten einen kleinen Einblick geben in den Alltag der Region Tchinjenje.

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