Sonntag, 22. Januar 2023

 

22. Januar 2023

Ravinhas – so werden die tiefen Gräben und Erdspalten genannt, die durch Wassermengen entstehen, die nach heftigen Niederschlägen sich einen Weg durch das Erdreich bahnen und dabei die Erde mitspülen. Bei jedem weitern Niederschlag gräbt sich das Wasser tiefer in die Erde und unterspült vor allem die Randregionen der entstandenen Furchen, was in der Folge auch zu Abrutschen der Randpartien führt, analog dem Abbrechen eines überhängenden Schneebrettes. Wenn sich das Wasser irgendwo in unbewohntem Gelände auf diese Weise den Weg bahnt, mag es vielleicht zu Landschäden führen, was bei einer so grossen Landfläche wie Angola aufweist, nicht besonders ins Gewicht fällt. Frisst sich das Wasser jedoch durch bewohnte Gebiete, weil eventuell Bachläufe verstopft sind, kann es zu erheblichen Problemen führen. So wurden erst gestern in den Nachrichten wieder Bilder aus Luanda gezeigt, wo eine ganze Häuserreihe abzurutschen droht, ebenso droht ein grosser Strommast nächstens umzukippen, steht er doch gefährlich nahe an der Ravinha, resp. hat sich dieselbe entsprechend ausgedehnt. Gefährlich wird es manchmal auch auf Strassen, wenn durch eine Ravinha die Fahrbahnbreite eingeschränkt wird, bis sogar kein Durchkommen mehr ist. Viele dieser Problemstellen könnten eliminiert, würde deren Sanierung rechtzeitig angegangen, doch werden in der Trockenperiode solche Projekte meist wieder schubladisiert. Auch trägt die Landflucht das ihrige dazu bei, wenn Wohnraum in Gefahrenzonen errichtet wird.

Dies ist aber wohl nicht das einzige Problem der Regierung. Es entsteht für uns oft der Eindruck, dass ihr vieles entgleitet, sei es in der Beschaffung von Arbeitsplätzen, im Bildungs- oder Gesundheitssystem. Bei letzterem denke ich auch an die vielen Wassertümpel, in denen jeglicher Unrat schwimmt, was geradezu ein Fest für die Moskito bedeutet. Wie will jedoch eine Generation, die ohne jegliche Abfallentsorgung aufgewachsen ist, diese Probleme in den Griff bekommen?

Zum Glück gibt es auch die positiven Momente im zwischenmenschlichen Bereich, wo doch vieles möglich ist. So sind unsere Waschfrauen hoch erfreut, dass Willi die Waschmaschine (Internet sei dank) reparieren konnte und sie somit die Bettwäsche nach einer Gruppenbelegung nicht mehr von Hand waschen müssen. Auch Paula ist glücklich, dass ihre Kopfschmerzen dank der neuen stärkeren Brillengläser verschwunden sind. Selbst hätte sie das niemals berappen können, da ihr Mann arbeitsunfähig ist und sie selbst nur eine Teilzeitanstellung hat und im Moment nicht einmal die für den Mann benötigten Medikamente bestreiten konnte. Ebenso freuen sich meine Novizen über die kommende Kurswoche. Freilich ist die Frage nach Nachhaltigkeit berechtigt. Vielleicht besteht letztere manchmal auch nur in der Erinnerung, dass jemand als Mensch wahrgenommen und sein Problem erkannt wurde.

 











 

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