Sonntag, 12. Februar 2023

 

12. Februar 2023

Lubango besitzt zwei grössere Supermärkte, einerseits den Shoprite, der zur selbigen Kette gehört, die in Namibia und Südafrika beheimatet ist sowie das Einkaufszentrum Kero, welches angeblich kürzlich von Isabelle dos Santos (der Tochter des ehemaligen Präsidenten und erste Milliardärin Afrikas) von einer neuen Gesellschaft übernommen und neu wieder eröffnet worden ist. Der Supermarkt Kero hat ein wirklich breites Angebot; man erwähnt sich darin auch in einem europäischen Supermarkt, auch weil im selben Gebäude weitere Geschäfte vertreten sind. Freilich finden sich auch die Preise im oberen Segment, also für das einfache Volk unerschwinglich, weshalb man drinnen auch keine zerlumpten Gestalten antrifft, diese erwarten dich oft auf dem Vorplatz. So auch gestern, als wir nach dem Bezahlen von Natel- und Internetgebühren (prepaid) in der Unitel (analog Swisscom), welche auch im Gebäude ihre Niederlassung hat, ins Freie traten. Sofort stürmte eine Bande 5-8-jähriger Jungs, alle mehr als dreckig in zerschlissenen Kleidern, auf uns zu in der Hoffnung, vom Weissen etwas zu ergattern, der allein schon seiner Hautfarbe wegen als reich gilt.

In solchen Situationen stellt sich die Frage, aus welchen Familienverhältnissen stammen diese Kinder? Verwahrlost sind sie alle, doch gibt es solche, die wirklich das Elend zum Betteln treibt und andere, die von ihren Eltern dazu benutzt werden. Es drängt sich dann auch die Frage auf, wovon ernähren und kleiden Eltern ihre Kinder, wenn weder Vater noch Mutter einer regelmässigen Beschäftigung nachgehen, entsprechend also auch kein regelmässiges Einkommen haben? Auf dem Land haben sie noch eher die Möglichkeit zur Selbstversorgung, aber in der Stadt? Dazu ist zu sagen, dass der Grossteil der Bevölkerung vom Kleinhandel lebt, entweder im Strassenverkauf oder in einem der Tausenden kleinen und grösseren Märkte. Vielfach erstehen sie die Produkte beim Grossisten und verkaufen sie dann häppchenweise mit wenig Gewinn, welcher gerade mal das Überleben sichert. Und dabei wird wirklich mit allem nur erdenklich Möglichen gehandelt. Zurzeit werden auch Früchte angeboten, die irgendwo aufgelesen oder sich angeeignet wurden. Bei den technischen Materialien kann auch mal Diebesgut dabei sein. Nebst den KleinhändlerInnen gibt es auch die vielen Töfftaxis, die dich und dein Transportgut von A nach B bringen. Dazu kommen noch die vielen Taglöhner, die oft auch vergeblich anstehen. Wie viele auf Verdienst angewiesen sind, hat Willi auch vergangene Woche erlebt. Es galt einen Platz einzuebnen, um einen Unterstand für Fahrzeuge aufzubauen, was wirklich harte Handarbeit bedeutete, da die Stelle sehr uneben ist. So überlegte sich Willi, ob der Einsatz einer Maschine, wenn der Preis nicht allzu hoch, nicht einfacher wäre. Sein Vorarbeiter aber meinte, dass könne er nicht machen, seine Arbeiter möchten etwas verdienen und so haben sich diese in die mühsame Arbeit gestürzt.

Zu den regelmässigen Verdienern zählen die vielen Sicherheitsleute, die mit Knüppeln oder Flinten bewaffnet vor jedem Laden-, Geschäftseingang und Büro stehen, wobei auch sie nicht übermässig verdienen, ebenso wie Lehrer und Gesundheitspersonal. Besser situiert sind die Staatsangestellten, Polizei und Militär. Sie können auch mit der regelmässigen Auszahlung ihrer Gehälter rechnen, während bei den erst genannten Berufskategorien die Bezahlung nicht selten monatelange Rückstände aufweist.

Das soziale Gefüge leidet oft bei den Schwächsten, denn die Marktfrauen und Strassenverkäuferinnen sind meistens den ganzen Tag ausser Haus; ihr Kleinstes im ganzen Gewühl der Märkte oder auf der Strasse mit ihnen, während die übrigen Kinder sich tagsüber selbst überlassen oder höchstens in der Obhut älterer Geschwister sind.




















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