Sonntag, 22. Oktober 2023

 

Sonntag, 22. Oktober 2023

Letzten Dienstag sind wir zusammen mit dem Verantwortlichen für die Bauequipe und dem Dachdeckermeister nach Cubal gefahren, um vor Ort nochmals die vorgesehenen notwendigen Renovations- und Umbauarbeiten am Knabeninternat zu besprechen. Bereits um 04.30 h sind wir losgefahren, damit uns die in der Gegenfahrtrichtung aufgehende Sonne mit ihren blenden Strahlen nicht die Sicht erschwert. Während wir in der Schweiz die ca. 350 km messende Strecke (ausser vielleicht wegen Stau) in doch angemessener Zeit bewältigen könnten, machen hier aber grössere mit vielen Löchern übersäte Abschnitte das Fahren teilweise zu einer Slalom- und Hüpfpartie. Da wir noch eine junge Frau von Lubango nach Cubal mitnahmen, lernten wir mit dem Viertel, in welchem sie wohnte, auch ein neues Cubal kennen. Ich staunte nicht schlecht, wie sich die Stadt auch in östlicher Richtung vergrössert hat, hunderte von fertigen und halbfertigen aber bereits besiedelten Wohnhäusern und wie überall spielende Kinder dazwischen. Die Landflucht ist enorm; teilweise natürlich auch verständlich, da du auf dem Land oft von allem abgeschnitten bist, vor allem auch keine Arbeitsmöglichkeiten hast, auch wenn dann in der Stadt die Enttäuschung oft nicht auf sich warten lässt. Für uns aber hatte sich die Fahrt gelohnt, konnten wir doch Details und Vorgehensweise der Arbeiten abklären. Da für die Station gleichentags ein Visitationsbesuch der Kongregationsleitung aus Rom angesagt war, beschlossen wir uns gleich wieder auf den Rückweg zu machen mit einem Abstecher nach Malongo. Eigentlich würde dieser Abstecher eine Verkürzung der Fahrt bedeuten; da aber diese Naturstrasse streckenwiese in einem dermassen schlechten Zustand ist resultiert das Gegenteil. Die Mission Malongo selbst liegt zuhinterst in einem Talkessel am Fuss eines Berges, so dass sich dort die ganze heisse Luft staut, was zu einem zeitweisen fast unerträglich heissen Klima führt. Bei unserem Aufenthalt waren es gefühlt sicher über 40°, so dass auch unsere einheimischen Arbeiter bei der herrschenden Mittagshitze den Ort als Inferno bezeichneten.

Und ich selber war wieder erstaunt, wie wir vor fast 10 Jahren während Wochen hier gearbeitet hatten als wir die Station für das 50-jährige Bestehen von den Kriegsschäden in eine bewohnbare Stätte renovierten. Allerdings lag es damals nicht mehr drin, auch das Internat in die Renovation mit einzubeziehen. Heute fehlt es daselbst vor allem noch an Fenster und Türen am Gebäude sowie dem notwenigen Mobiliar, sprich Betten, Tische und Bänke. Ein sehr grosses Bedürfnis wäre auch eine neue Mühle, da sie jetzt mit den schweren Säcken von Maiskörnern eine weite Strecke zur nächsten Mühle zurücklegen müssen. Der durch den Betrieb einer Maismühle generierte Gewinn würde auch zur Bewältigung der Lebenskosten und den Unterhalt des Internats beitragen.

Auf dem Weg wieder zur Asphaltstrasse fuhren wir an mehreren Wohnsiedlungen vorbei, die wie zu Urzeiten aus mit Lehm verputzten Holzstäben und Strohdächern bestanden, aus denen verschiedentlich Rauch aufstieg. Das mühsame Leben in solchen zum Teil von der Aussenwelt abgeschnitten Buschhütten ist für Europäer kaum vorstellbar. Vor allem für die Frauen besteht es nur darin, mit der Hacke ein kleines Grundstück zu bearbeiten, Wasser und Feuerholz zu schleppen, Maiskörner zu Mehl zu stampfen, Feuer zu entfachen, um eine Mahlzeit zuzubereiten, am nächsten Bachlauf oder Fluss Wäsche zu waschen usw. und aber bei einem seltenen Gang in nächste grössere Dorf oder in die Stadt zu erfahren, dass es auch andere, wenn vielleicht auch nur vermeintlich einfachere Lebensarten gibt und eventuell ein Einkaufszentrum von aussen zu bestaunen.

Wir aber schafften es gerade noch bei Einbruch der Dunkelheit nach Hause, mit allerdings einem etwas lädierten «Sitzleder».

weil die Zustände unzumutbar sind, sind nur noch 3 Knaben hier

ehemaliger Esssaal



Knabeninternat Cubal

 


Siedlung am Weg

 

spielende Kinder in einem Bairro von Cubal




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