Sonntag, 29. Oktober 2023

 

Sonntag, 29. Oktober 2023 

Wenn wir jeweils durch die Stadt fahren, dies vor allem um das Monatsende, treffen wir auf lange Schlangen vor den Bankautomaten. Die wartende Menge resultiert vor allem daraus, dass pro Bezug nur eine geringe Menge abgehoben werden kann. Auch wenn die Arbeitslosigkeit sicher über 60% beträgt, d.h. Menschen, die über ein regelmässiges Einkommen verfügen, beziehen doch alle Staatsangestellten, wie die vielen Beamten, Polizei, Militär, Gesundheitspersonal, Lehrer sowie Personal von grösseren Betrieben ihr Salär über die Bank. 

Doch nicht nur vor den Bankomaten, sondern oft auch vor den administrativen Stellen wie z. B. den Büros für Personalausweise oder andere Dokumente warten Menschentrauben oft stundenlang. Wie mühsam diese administrativen Abwicklungen sind, haben wir vergangene Woche auch wieder mal selbst erfahren. Wir mussten für unser Visum eine aktualisierte Wohnsitzbestätigung und ein Gesundheitsatest einreichen. Das letztere kannst du eigentlich «kaufen». Du meldest dich im entsprechenden Büro mit deinen persönlichen Daten inkl. Pass- und Visumskopien, gehst am nächsten Bankschalter (ausserhalb des Gebäudes) bezahlen, kommst mit der Quittung zurück und am nächsten Tag kannst du das vom Gesundheitsarzt unterzeichnete Schreiben abholen, welcher bestätigt, dass du dich in gesundheitlich bester Verfassung befindest und unter keiner infektiösen Krankheit leidest, auch nicht unter Tuberkulose. Das ging eigentlich noch komplikationslos, komplizierter wurde es für die Wohnortsbescheinigung. Wir wohnen im Bairro Mapunda, also einem Aussenbezirk der Stadt. Bezahlen mussten wir das Dokument jedoch auf der Hauptstelle in der Stadt. -Das an nächsten Tag verfasste Papier konnte jedoch infolge Abwesenheit des Administrators nicht unterzeichnet werden und wurde somit erst am Folgetag ausgehändigt. Wieder auf der Administration in der Stadt hiess es, dass das System ausgefallen sei und weil dies nach Stunden immer noch der Fall war, wurden alle Leute heimgeschickt, während die Angestellten Däumchen drehend auf ihren Bürostühlen warteten oder sich eine Pause gönnten. Am nächsten Tag also erneutes Einreichen, um am folgenden Tag die Dokumente abzuholen. Doch war leider nur eines unterschrieben (auch wenn wir ein Ehepaar sind, brauchen doch beide eine Unterschrift). Die Spitze bestand letztendlich darin, dass auf beiden Dokumenten die gleiche Passnummer stand, folglich musste eines nochmals korrigiert und unterschrieben werden. Hätte uns nicht der Neffe von Tarcisio zur Seite gestanden und uns dank seiner Nichte, welche in einem der Büro arbeitete, durch die Instanzen geschleust, würden wir heute noch warten. Tatsache ist, dass die Menschen oft wochenlang auf ihre Personalausweise, z.B. ID’s warten. Ohne «Götti» und den Parteiausweis der staatlichen Partei ist in Angola alles sehr kompliziert. Wenn man ausserdem bedenkt, wie viele Arbeitsstunden durch Systemausfälle, also Computer- und Stromausfälle verloren gehen sowohl auf Seite der Angestellten als auch auf Seite der Bittsteller!! Und die ganze Zentralisation macht diesen Apparat noch schwerfälliger. 

Doch gibt es auch Gutes zu berichten. Wir konnte diese Woche unseren Lastwagen volltanken, so dass wir ihn in den kommenden Tagen mit Material für die Renovation des Knabeninternates in Cubal beladen können (Eisenträger, Wellbleche für Dach, Tische, Bänke, Matratzen, Werkzeuge, usw.usw.). Sand, Backsteine, Zement etc hat P. Joaquim, der Obere von Cubal, bereits vor Ort besorgt. Zusätzliche Esswaren und Essgeschirr, welches vorerst für unsere Equipe und später für das Internat vorgesehen ist, nehmen wir in unserem Landcruiser und auf der Ladefläche des Pic up von Belchior mit. Schlussendlich wird dann auch noch die Mannschaft in den verschiedenen Gefährten untergebracht. Sofern das Wetter es noch erlaubt, wird der Lastwagenchauffeur das für die Kola bestimmte Material anschliessend noch hochfahren.

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