Sonntag, 17. Dezember 2023

 

Sonntag, 17. Dezember 2023 

Schon feiern wir den 3. Adventssonntag. Um uns bei sommerlichem Wetter auch etwas in adventliche Stimmung zu versetzen, haben wir uns mit Rechaud-Kerzen ein wenig Adventslicht ins Zimmer gezaubert; zudem höre ich beim Nähen ab und zu entsprechende Musik. 

Letzthin hörte ich in den Nachrichten einen Beitrag, in welchem es darum ging, dass der UNO wesentlich weniger Geld für dringend benötigte humanitäre Soforthilfe zur Verfügung steht für die weltweit über 28 Mio. Menschen, welche darauf angewiesen wären. Der Generalsekretär Antonio Guterres versuchte dies an einem Beispiel zu veranschaulichen. Er sagt, es stehen 6 Menschen vor deiner Tür, die für ein geordnetes Überleben auf deine unverzichtbare Hilfe angewiesen sind. Deine finanziellen Mittel reichen jedoch nur für deren 3, die andern 3 musst du wegweisen. Dieses Beispiel hat mich spontan angesprochen, da ich mich, natürlich auf kleinerem Niveau, oft in einer vergleichbaren Situation fühle. Vor allem hier in Mapunda, wo wir in einem Zentrum leben, zu welchem doch viele Menschen Kontakt haben. 

Da kommt Florance, die dringend den neuen Holzbackofen benötigt, da der alte grosse Risse hat und auseinander zu fallen droht. Mit dem Verkauf der selbst gebackenen Brötchen kann sie ihre Familie ernähren, zu welcher auch zwei verwaiste Grosskinder zählen. 

Fernando zeigt mir seine zerschlissene Hose, die ich gleich notdürftig flicke. Auf meine Anmerkung, dass diese gefütterte Hose eher für kühleres Wetter gedacht sei, meint er, dass er nur 3 Hosen besitze; die eine sei ebenfalls zerrissen und die dritte sei in der Wäsche. 

Florentina, deren Tochter herzkrank ist und dringend Analysen und Medikamente braucht, wofür ihr das Geld fehlt. 

Paula, die dringend neue Brillengläser braucht. Die Kosten dafür übersteigen ihren Monatslohn, der sowieso kaum ausreicht zum Unterhalt ihrer Familie. 

Ana, die dringend neue Chapas (Wellbleche) für das Dach ihrer Hütte braucht, da es überall reinregnet. 

Amelia, bei deren Haus eine Mauer infolge der massiven Regenfälle eingestürzt ist. Es ist freilich sehr unbequem in einer halben Ruine zu wohnen. 

Tiago sucht dringend eine Unterkunft, die er bezahlen kann. 

Joana hat zwar eine Nähmaschine, bräuchte aber dringend einen Tisch, damit sie richtig zuschneiden und arbeiten kann, um sich den Lebensunterhalt zu sichern. Der einzige im Haus vorhandene kleine Tisch reicht gerade, um ihre Nähmaschine darauf zu platzieren. 

Gabriel bräuchte dringend neue Schuhe; die alten haben überall Löcher und sind mit Schnüren zusammengehalten. 

Abel sollte sein Grundstück einzäunen, denn vorher kann er sich keine Hühner halten, da sie gleich gestohlen würden. Doch dafür recht sein Gehalt bei weitem nicht. 

Ich sehe, ich habe die 6 Bittsteller schon längst überschritten. Dabei habe ich die Menschen noch gar nicht erwähnt, die täglich mit Rezepten für Medikamente vorbeikommen und die vielen, die jeweils am Anfang eines Schulsemesters um Unterstützung für die obligatorischen Schulgebühren, Schuluniformen oder verlangten Turndresses bitten, ganz abgesehen von denen, die eine weiterführende Schule besuchen, deren Gebühren ein mehrfaches der Monatslöhne ihrer Eltern übersteigt. 

Die Wünsche der beschriebenen Bittsteller dürften sich wohl etwas unterscheiden von schweizerischen Weihnachtswünschen. Doch allen bleibt der gleiche Ursprung des Weihnachtsfestes zu feiern.

Da für die westliche Zufahrt nach der Kola, welche nirgends über einen Fluss führt, an der schlimmsten Passage eine Umfahrung durch den Busch geschlagen wurde, sieht es ganz danach aus, dass wir Weihnachten auf der Missionsstation Kola feiern. Wir werden am Samstag, den 23. hochfahren und voraussichtlich am 26. nach Mapunda zurückkehren. Da Kola über keine Internet- und Telfonverbindung verfügt, werde ich mich erst am Silvester wieder melden. Somit wünschen wir allen frohe, gesegnete Weihnachtstage.

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