Sonntag, 9. Februar 2025

 

Sonntag, 9. Februar 2025

Auch wenn ich die vergangene Woche eigentlich als ganz normale Arbeitswoche ohne besondere Vorkommnisse bezeichnen kann, gibt es doch immer wieder Situationen, die nach unserem Empfinden und unserer Vorstellung nicht unter Normalität fallen würden. In erster Linie steht da die Armut vieler Menschen. So würde Jeremias, der vor einem Jahr bei einem Unfall ein Bein verloren hat und nun eine Prothese angepasst bekommt (die allerdings vom Staat finanziert wird), jedoch die dafür verlangten Schuhe nicht berappen kann, bei uns sicher von der Sozialhilfe aufgefangen. Hier erntet er höchstens ein Achselzucken und kommt weiter auf die Warteliste. Oder da ist Paula, die mir das Rezept für die neuen Brillengläser zeigt; dafür müsste sie gute 2 Monate arbeiten und ihre Familie hungern lassen. Zudem klagt sie, dass sie gar nichts mehr zuhause habe. Das Letztere gilt auch für Amelia.

Die Armut lässt auch die Kriminalität in die Höhe schnellen, vor allem auch die sogenannte Kleinkriminalität. Alles, was nicht niet- und nagelfest ist, kommt weg. So beklagten sich vergangene Woche gerade mehrere, dass ihnen nachts die Hühner gestohlen wurden. Die Diebe benutzen jeweils die Nächte mit heftigen Gewittern oder Regenschauern. Wenn der Regen nämlich so heftig auf das Blechdach prasselt, verstehst du drinnen kaum mehr dein eigenes Wort. Nicht selten werfen die Diebe Wachhunden auch vergiftete Köder hin. Bei zwei unserer Mitarbeiterinnen wurde beim Hühnerklau gleich auch die Tür von der Umgebungsmauer gestohlen. Zum besseren Verständnis: Viele Wohneinheiten, oft auch zwei drei zusammen, welche zusammen auch einen Innenhof bilden, sind zum Schutz mit einer Mauer umgeben, die oft einfach aus Lehmblöcken besteht und durch eine Tür, meist mit einem Sicherungsschloss abgeschlossen ist.

Doch gibt es auch immer wieder Aufsteller, Da staunen wir oft über die Kreativität. So haben die Patres von der Mission Kola organisiert, dass wir in der an der Hauptstrasse rund 40 km von der Kola entfernten Missionstation Kalukuembe einen leeren Container benutzen können, um das Material zur Sanierung des Centro de saúde zu deponieren, um es später wagenweise mit einem geländegängigen Vehikel zur Kola zu transportieren. Um den Transport von Mauersteinen zu umgehen, haben sie 2 Männer angeheuert, welche die Blöcke auf der Kola mit einer entsprechenden Form selbst herstellen. Sand gibt es ja vor Ort und der Zement wird von Kalukuembe her geliefert. Ebenso positiv fanden wir die Zusammenkunft im Bairro von Nito. 12 Familien haben sich zusammengeschlossen, für ein periodisches gemeinsames Essen mit anschliessendem Gedankenaustausch in verschiedenen Belangen, wobei auch im Quartier anstehende Probleme besprochen werden können.

Zum Schluss noch eine Kleinigkeit, die ebenfalls nicht mehr ganz in die bis anhin gegoltene Norm passt, nämlich das Wetter. Die Regenzeit, in welcher wir uns zurzeit befinden, geht üblicherweise mit wärmeren Temperaturen einher. Doch noch nie habe ich so oft eine Jacke überstülpt und Socken angezogen wie jetzt. Zudem kann es schon mal eine Nacht durchregnen oder den ganzen Tag immer wieder. Früher fanden vorwiegend nachmittags heftige Regenschauer statt, nachdem sich jeweils die Atmosphäre tüchtig aufgeheizt hatte; anschliessend zeigte sich jedoch wieder die Sonne. Der Klimawandel hat halt auch hier Einzug gehalten.

Morgen fahren wir in der Früh nach Tchinjenje, um den Sicherungskasten in der Kirche zu reparieren und anschliessend über Cubal nach Malongo, wo noch einige Arbeiten im Knabeninternat auf unsere beiden Mitarbeiter José und Abel warten.

 

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